Montag, 31. Oktober 2016

Der Winter kommt

Der Winter kommt.
Sicherlich ein tolles Ereignis für alle Ski- und Snowboardfreunde. Für mich als Tierschützerin aber der jährliche Horror. Die Temperaturen sinken und die Sonne geht früher unter. Den Winter packen die Stärksten,  die, die nicht schwach sind. Die, die ein dickes Winterfell ausbilden. Die, die nicht dürr sind und nicht kränkeln. Schon jetzt liegen die Nerven bei den Hunden blank. Teilweise sind sie so gestresst, dass einzelne Hunde immer wieder angegriffen werden. Die Rückzugsmöglichkeiten sind rar und die Hundegruppen bis zu sieben Tiere groß. Der Winter kommt und die Wasserzufuhr ist nicht vor dem einfrieren geschützt, die TierheimmitarbeiterInnen haben keinen geschützten Rückzugsort und ich weiß, dass das Nervenkostüm der Tiere für die nächsten Monate so dünn sein wird wie Glanzpapier. Viele Welpen sind im Tierheim, einige dünne Hunde, viele Kitten, etliche kranke Tiere. Der erste Winter im neuen Tierheim steht vor der Tür und noch immer ist so viel zu tun. Doch die Hoffnung, diese Monate diese Monate ohne große Verluste zu überstehen stirbt zuletzt.

Halbzeit!

Heute bin ich seit zwei Wochen in Ungarn. Ich war jeden Tag im Tierheim, nur einen Tag Pause habe ich mir mal gegönnt. Fast alle Hunde kenne ich beim Namen und ich merke momentan deutlich, dass ich für die Hunde jetzt schon richtig zum Tierheimteam dazu gehöre. Ich bin die, die Futter macht, Schüsseln wäscht, Wassernäpfe neu befüllt, Gassi geht, streichelt, gut zu redet, oder auch mal einen Streit beendet. Gehe ich an den Zwingern vorbei die Anlage hinunter werde ich mehr fröhlich empfangen, als verbellt und ab und an hat ein Hund keine Zeit fürs Fressen, weil er mich begrüßen muss.

Es gibt so viele Hunde, die sich in mich verliebt haben und die gemeinsame Zeit nur so in sich aufsaugen. Und dann gibt es die, in die ich mich verliebt habe. Hunde , die in dieser kurzen Zeit Vertrauen gewonnen, dazu gelernt oder sich anders verändert haben.

Trotz der vielen Schattenseiten bei der Arbeit im Tierheim, macht es Spaß etwas sinnvolles zu tun. Es fühlt sich gut an gebraucht zu werden und etwas zu bewirken.

Schon jetzt weiß ich, dass es mir schwer fallen wird zu gehen, denn in dieser Zeit entwickel auch ich mich als Person weiter zu Jemandem, der wieder ein Stückchen mehr vom Leben gesehen hat und versteht.




Samstag, 29. Oktober 2016

Der Wahnsinn im Alltag

Was man im Tierschutz erlebt glaubt man nicht, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Ein Welpe wartet neben seinem toten Hundefreund, Hunde prügeln sich immer wieder sodass Tiere aus dem Zwinger genommen werden müssen, ein Welpe mit offenem Bauch und herausquellenden Gedärmen wird aufgesammelt und kann nur noch eingeschläfert werden. Täglich kommen Anrufe rein, manchmal sogar um Tiere zu adoptieren, oft aber Sichtmeldungen und die Frage ob das Tierheim den Hund oder die Katze abholen kann. Am besten sofort. Die Tiere werden im Normalfall von zwei Personen versorgt. Täglich werden fast 60 Zwinger gereinigt, einige Hunde Gassi geführt, Katzenklos ausgemistet, Futter angemischt, teilweise getrennt gefüttert, Medikamente gegeben, Anrufe entgegen genommen und Sichtmeldungen nachgegangen. Bei über 150 Hunden bleibt die Arbeit auch mal liegen, denn die Dunkelheit holt einen schnell ein. Die Beleuchtung ist schlecht und so manche Arbeit kann erst am nächsten Tag verrichtet werden. Die Situation ist ermüdend und doch macht man weiter und immer weiter, denn die geringe Zahl an Vermittlungsverträgen, die man unterzeichnen lassen darf treibt einen an.
Eine Hündin, die wegen Bissverletzungen separiert werden musste.

Freitag, 28. Oktober 2016

Die kleinen Geschichten im Tierheimalltag.

Der erste Gang gestern morgen, war zum Tierarzt. Drei Kitten wurden mit ca drei Wochen im Regen ohne Muttertier aufgefunden. Momentan kriegen die Kleinen Antibiotikum und zwei von ihnen sind wahrscheinlich endlich über den Berg. Um das dritte stand es sehr schlecht. Vier oder fünf Spritzen musste das kleine Kerlchen ertragen. Darunter wurde auch eine Infusion subkutan gegeben. Der Zwerg war sehr schwach und während seine Geschwister schon spielten und sich gegenseitig testeten, kämpfte dieses kleine Geschöpf um sein Leben und wir mit ihm. Heute Morgen ist das Baby gestorben.


Den Luxus Gassi zu gehen genießen im Tierheim nicht alle Hunde, denn die Zeit fehlt an allen Ecken und Enden. Umso mehr freut es mich immer, wenn ich es schaffe vor allem mit den Hunden Spazieren zu gehen, die sonst nicht so oft heraus kommen. Gestern war ich mit 22 Hunden unterwegs, vielleicht auch ein paar mehr, denn nach all den Runden verliert man den Überblick. Trotz dem, dass es angesichts der großen Anzahl der Hunde nur ein Bruchteil der Tiere gestern heraus geschafft hat, hatte ich am Ende des Tages gute Laune, denn immerhin, diese 22 Hunde waren draußen.